Frauen im Vorstand = weniger Risiko

Australische Studie zeigt: mehr Frauen im Vorstand eines Unternehmens bedingen ein deutlich reduziertes Prozessrisiko.

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Die Zahlen

Die Universität Adelaide hat in einer Studie gezeigt, dass mit jeder zusätzlichen Frau im Vorstand das Prozessrisiko des Unternehmens um 1,5% sinkt. Die Studie hat dafür alle 1.893 Klagen gegen S&P-1500-Firmen in den USA untersucht, die zwischen 2000 und 2015 geltend gemacht wurden.

Eine weitere Untersuchung von J.M. Karpoff, J.R. Lott, und E.W. Wehrly aus 2005 zeigte überdies, dass die durchschnittlichen Prozesskosten gegen Unternehmen 2,26% ihres Marktwertes betragen.

Bei einer durchschnittlichen Marktkapitalisierung von ca. US$ 9,1 Milliarden pro S&P-1500-Unternehmen ergibt sich, dass jeder Prozess also im Schnitt US$ 205 Mio. gekostet hat.

Appliziert man nun hier das um 1.5 % verringerte Rechtsstreit-Risiko per zusätzlicher Frau im Vorstand, ergibt sich eine Kosteneinsparung von US$ 3,1 Mio. pro weiblichem Vorstand.

Wow!

Andere Studien zum Thema

So provokant diese Aussage klingen mag, so dürfte sie doch der Wahrheit entsprechen, wie auch schon Studienergebnisse des Washingtoner Peterson Instituts for International Economics aus dem Jahr 2016 zeigen. Die internationale Studie umfasste 22.000 Unternehmen in 91 Ländern. Sie konnte nachweisen, dass ein 30 Prozent höherer Anteil an Frauen in den obersten Führungsebenen den Netto-Umsatz um 15 Prozent erhöht. Eine Beobachtung, die auch McKinsey in einer 2007 erstellten Studie erwähnte.

Und auch die Schweizer Bank Credit Suisse gelangt zu ähnlichen Ergebnissen. Zwei Studien, aus 2012 und 2015 bestätigen, dass sich die Eigenkapitalrendite von Unternehmen erhöht, sobald mindestens eine Frau dem Vorstand angehört. Im Vergleich: Männer erwirtschafteten eine Eigenkapitalrendite von 11,2 Prozent; Frauen 14,1 Prozent.

Die Erklärung für die beobachteten Phänomene sieht die Australische Studie einerseits in Geschlechtsspezifischer Sozialisierung, also in der Theorie die besagt, das Mädchen in den meisten Gesellschaftsformen zu mehr Fürsorge gegen Dritte erzogen werden als Männer.

Zum anderen in der Diversitäts-Theorie, die wiederum besagt, dass bessere kollektive Entscheidungen getroffen werden, je heterogener die Herkunft das Kollektiv ist.

Mehr Frauen als Männer im Vorstand zu haben, scheint dagegen laut der Studie keine Vorteil zu bringen. Im Extremfall scheint dieses sogar eher zu einer Risikoerhöhung zu führen, da sich die Diversität dann ebenfalls wieder verringert.

Die komplette Studie wurde im Journal of Corporate Finance veröffentlicht.

Was hat das mit Versicherung zu tun?

Versicherer kennen diese Zahlen natürlich. Die Folge sind niedrigere Prämien im Bereich Haftpflicht und D&O für Unternehmen mit weiblichen Vorständen.

Frauen im Vorstand sind für das Risikomanagement des Unternehmens also mindestens zweifach gut: weniger Prozesskosten + weniger Versicherungskosten.

Fazit: ganz unabhängig von Fragen der Gleichberechtigung ist die Berufung von Frauen in den Vorstand offenbar ein sehr gutes Mittel, um Risiken zu vermindern und Kosten zu sparen.

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